Ihr stellt euch bestimmt die Frage: Was bedeutet positives Hundetraining? Muss ich die ganze Zeit meinem Hund Leckerchen geben? Darf mein Hund alles tun ohne dass ihm Grenzen gesetzt werden?
Im Hundetraining geht es darum das Verhalten, was einem gefällt, für den Hund zu verstärken. Demzufolge möchten wir das für uns unerwünschte Verhalten verändern. Dem Hund sollte gezielt gezeigt werden, was er anstatt des unerwünschten Verhaltens tun soll. Genau das sagt das Zitat von Bob Bailey „Training ist der Weg von einem Verhalten zu einem anderen Verhalten“. Klingt in der Theorie leicht, aber in der Praxis steht man manchmal vor Herausforderungen.
Positive Verstärkung
Warum sollte ein Hund das tun, was wir von ihm verlangen, wenn für ihn nichts Attraktives herausspringt? Klingt doch logisch.
Wichtig ist, dass ein Hund für die Dinge, die er super ausführt, ein positives Feedback erhält. Damit er sicher weiß, was wir von ihm verlangen. Und wenn wir ihn positiv verstärken, wird für den Hund etwas Attraktives und sich für ihn lohnendes hinzugefügt. Ganz einfach gesagt: Etwas Angenehmes kommt für den Hund hinzu, das Verhalten wird dadurch verstärkt und somit häufiger gezeigt. Dabei entsteht bei dem Hund die Emotion Freude. Und wir freuen uns natürlich auch darüber, wenn der Hund das Verhalten häufiger zeigt, was wir haben wollen.
Wie funktioniert positive Verstärkung bei Verhaltensweisen die wir an unserem Hund nicht mögen?
Wichtig ist, sich einmal das unerwünschte Verhalten vor Augen zu führen und dann fragt euch, was passiert vor diesem Verhalten? Richtig – vor jedem unerwünschten Verhalten zeigt der Hund erwünschtes Verhalten. Und das ist der Punkt, genau dort müssen wir den Fuß in die Tür bekommen und das geht so: das erwünschte Verhalten muss verstärkt werden und das auf eine Art und Weise, die der Hund gut findet und die für ihn lohnend ist.
Warum positives Hundetraining?
Ganz einfach: Weil es Spaß macht und bei Dir und Deinem Hund gute Laune verbreitet. Es macht doch viel mehr Spaß, auf Signale zu hören, wenn danach was Tolles kommt. Wichtig ist, den Fokus auf das Positive zu legen. Also alles was der Hund richtig macht, wird belohnt. Belohnung bedeutet nicht gleich Futter, sondern kann auch ein verbales Lob sein, schnüffeln, die Umwelt beobachten, buddeln, miteinander spielen und noch vieles mehr.
Außerdem ist positiv erlerntes Verhalten nachhaltiger. Es kann sein, dass es im Aufbau manchmal etwas länger dauert, aber dafür funktioniert es zuverlässiger als wenn es negativ aufgebaut wurde. Denn die Motivation hinter den Signalen und dem Verhalten ist eine andere und die Gefühle, mit denen gelernt wird sind wichtig.
Ist das Training dann komplett positiv?
Es ist unmöglich durchweg positiv zu arbeiten, schon allein ist die Umwelt unberechenbar und zwingt einen dazu im lerntheoretischen Sinne mit Bestrafung zu arbeiten. Ganz klar: Gewalt hat nichts im Hundetraining und der -erziehung zu suchen. Viele denken bei Strafe gleich an Gewalt, aber Strafe bedeutet einfach eine unangenehme Erfahrung, Frust oder Enttäuschung. Genau das können auch Hunde empfinden.
Wenn ein Hund zum Beispiel mit einem anderen spielt und wir rufen unseren Hund aus der Situation ab, er kommt, wir nehmen ihn an die Leine und gehen weiter – dann ist das schon eine Bestrafung. Der Spaß hat aufgehört. Wenn wir unseren Hund häufig aus solchen Situationen abrufen, kann es dazu führen, dass der Rückruf immer schlechter funktioniert. Wenn der Hund zu uns kommt, wäre die angemessene Belohnung aus Sicht des Hundes, wieder zurück zum Spiel geschickt zu werden oder das ansonsten etwas Spannendes passiert. Da ist ein Stück Futter zu wenig als Belohnung. Wenn der Hund uns anspringt, wir ihn ignorieren und warten bis er mit allen Pfoten am Boden steht und ihm dann erst Aufmerksamkeit schenken, ist das auch eine Art von Bestrafung. Da wir ihm unsere Zuwendung entziehen. War bei den Beispielen Gewalt im Spiel? – Ganz klar: Nein. Aber das ist in der Lerntheorie mit Bestrafung gemeint.
Merke: Jede Verstärkung oder Bestrafung bringt Konsequenzen mit sich, die sich im Verhalten und der Gefühlslage des Hundes widerspiegeln. Denn was gelernt wurde sieht man immer am Ergebnis.